Wir brauchen eine neue Corona-Strategie

Christian Lindner

Herr Lindner, als jemand, der nicht jede Corona-Maßnahme beklatscht: Was ging Ihnen angesichts der Berliner Corona-Demo durch den Kopf?

Lindner: Die Meinungsfreiheit gilt auch bei Corona, aber Gewalt und die Verächtlichmachung unserer demokratischen Institutionen sind inakzeptabel. All diejenigen, die kritisch gegenüber der Corona-Politik der Regierung sind, sollten Distanz halten zu dem verstörenden braunen Rand der Gesellschaft, der wissenschaftliche Erkenntnisse negiert und Reichsflaggen schwenkt. Offensichtlich hat man die Gefahr durch Rechtsextreme unterschätzt.

Hat die Politik bei Corona Fehler gemacht?

Lindner: Im Großen und Ganzen war das Handeln angemessen. Teilweise waren und sind die Einschränkungen der Freiheit aber nicht verhältnismäßig. Das muss man dann diskutieren. Uns ist wichtig, dass wir rasch zu einer anderen Strategie kommen. Wir müssen beginnen, die Krise hinter uns zu lassen. Trotz Corona muss mehr Freiheit möglich sein.

Was genau fordern Sie?

Lindner: Beispielsweise benötigen wir eine nationale Teststrategie mit mehr Kapazität. Jemand, der beruflich in Kontakt mit vielen Menschen ist, sollte regelmäßig Zugang zu günstigen Tests haben. Wer im öffentlichen Auftrag als Lehrerin oder Pfleger unterwegs ist, sollte sich kostenfrei testen lassen können, wer sich privat viel bewegt, selbst zahlen.

Der Gesundheitsminister setzt auf Kostenfreiheit für jene, die sich freiwillig in Risikogebiete begeben...

Lindner: Ich bin ja ein freiheitsliebender Mensch, aber Freiheit ist nicht zu trennen von Eigenverantwortung. Wer aus touristischen Motiven in ein Risikogebiet reist, der sollte aus Rücksichtnahme auf die Solidargemeinschaft die Test-Kosten tragen. Übrigens sollte dann ein Test auch verbindlich sein.

Die Unruhe wächst. Was halten Sie von Fußballspielen vor Publikum?

Lindner: Bei solchen Großveranstaltungen ist mir nicht klar, ob Hygieneregeln eingehalten werden können. Ich würde kleiner beginnen. Ich sehe zum Beispiel mit Sorge, dass die CDU darüber nachdenkt, ob ihr Parteitag stattfinden kann. Das hat hohe Symbolwirkung. Unser Parteitag im September wird stattfinden, auch wenn das sehr aufwendig ist. Investitionen in Logistik und klare Regeln sind aber lohnend, wenn dadurch öffentliches Leben stattfindet.

Das gesamte Interview könnt Ihr hier nachlesen.

Alle Initiativen der FDP-Fraktion zur Bewältigung der Corona-Krise findet Ihr hier.