Liberale wissen um die Bedeutung der Jägerinnen und Jäger.

Christian Lindner Jagd
PIRSCH

Lesedauer: 4 Minuten

 

Auf Ihrer Website schreiben Sie, dass Sie neben der Fachsimpelei über alte Autos auch das Grillen lieben. Wieviel Zeit bleibt da für die Jagd?

Lindner: Tatsächlich nehme ich mir die. Ich habe seit einigen Jahren einen Begehungsschein. Und am frühen Morgen hat auch der Ministerkalender noch Freiräume. Ein paar Mal im Jahr nehme ich an Drückjagden teil.

Begleitet Sie Ihre Frau, wenn Sie jagen gehen?

Lindner: Diese Leidenschaft teilt meine Frau nicht mit mir. Umgekehrt teile ich aber ihre Freude am Reitsport.

Die Jagd führen Sie auf Ihrer Website aber nicht auf. Warum?

Lindner: Da muss ich wohl aktualisieren. Dass ich reite, fehlt ja auch noch. Aus meiner Passion mache ich jedoch kein Geheimnis, wie Sie wissen. Die Jagd würde ich aber bewusst nicht in die Kategorie Hobby einreihen. Das würde weder der Ernsthaftigkeit gerecht noch unserer Verantwortung als Jäger.

Jagd ohne Hund ist Schund: Was ist Ihre Lieblingsjagdhunderasse?

Lindner: In meiner beruflichen Situation ist ein Hund keine Option. Unter anderen Umständen hätte ich vielleicht einen Weimaraner.

Das Bundeslandwirtschaftsministerium erwägt, die Einzelfallerlaubnis bestimmte Jagdhunderassen zu kupieren, zu kippen. Die Jägerschaft fürchtet damit größte Verletzungsprobleme und den Ausfall wichtiger Jagdhelfer. Insbesondere bei der Durchführung von Bewegungsjagden in schwierigem Gelände. Wie stehen Sie zu dieser geplanten Gesetzesnovellierung?

Lindner: Ich kann zwar das Motiv verstehen, hier führt die Empathie für Mitgeschöpfe aber zu falschen Schlüssen. Wer schon einmal Verletzungen der Rute bei Jagdhunden gesehen hat, der weiß, dass es einen ethisch verantwortbaren Sachgrund für das Kupieren bei Jagdhunden gibt. Ich würde einem Verbot nicht zustimmen.

Was werden Sie zukünftig unternehmen, dass es nicht doch noch zu einer Waffenrechtsverschärfung kommt?

Lindner: Jäger und Sportschützen sind in der Regel die vorbildlichsten Bürger, weil sie die Zuverlässigkeit nicht verlieren wollen. Wir haben andere Aufgaben in der Sicherheitspolitik. Für die FDP ist daher klar, dass nicht eine Verschärfung, sondern eine konsequentere Umsetzung bestehender Gesetze notwendig ist. Ich bin auf die verabredete Evaluation der Rechtslage gespannt. Es würde mich überraschen, wenn danach die Debatte nicht weitgehend beendet wäre.

Wie stehen Sie zu einer Obergrenze an Langwaffen für Waffenbesitzer?

Lindner: Ich sehe dafür keinen Grund. Unser Waffenrecht ist insgesamt ausgewogen. Mir scheinen bei manchem Änderungsvorschlag Vorurteile im Spiel zu sein.

Der Umbau unserer Wälder und angeblich zu hohe Schalenwildbestände sind derzeit in aller Munde. Wie stehen Sie zu „Wald vor Wild“?

Lindner: Der Satz klingt nach grüner Ideologie. Auch Wild gehört zur Biodiversität. Die Interessen von Jägerschaft und Waldeigentümern dürfen auch beim Waldumbau nicht gegeneinander ausgespielt werden. Wald und Wild gehören zusammen. Ein gesunder Wald mit ausgeglichenem Wildbestand ist auch ohne immer höhere Abschusszahlen möglich.

Was hat Sie als Nordrhein-Westfale bewogen, in den Bayerischen Jagdverband einzutreten?

Lindner: Der Bayerische Jagdverband hat mir die Ehrenmitgliedschaft angetragen. Als Bekenntnis zur auch regional geprägten Jagdkultur habe ich das gerne angenommen. Ich bin aber zahlendes Mitglied der Kreisjägerschaft Düsseldorf im Landesjagdverband Nordrhein-Westfalen, weil ich dort herkomme. Außerdem bin ich Mitglied im Landesjagdverband Brandenburg, weil ich dort die Jagd ausübe.

Wie reagierten denn Ihre Parteikollegen, als Ihr Jagdschein bekannt wurde und wie kam es eigentlich dazu?

Lindner: Mit großem Interesse. Liberale wissen um die Bedeutung derjenigen, die Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt übernehmen. Ich kam über die Jagdpolitik dazu. In Nordrhein-Westfalen wollte einst ein grüner Umweltminister ein ideologisches Jagdgesetz beschließen. Als FDP-Fraktionsvorsitzender im Landtag habe ich mich mit der Materie beschäftigt und bin auch einmal mit auf einen Ansitz gegangen. Danach war für mich klar, dass dieses grüne Gesetz verhindert werden muss und ich den Jagdschein erwerben will. Übrigens weiß ich, dass auch meine Kolleginnen und Kollegen in Rheinland-Pfalz sehr genau auf grüne Pläne schauen und Ideologie ablehnen.

Mit welchem Minister würde Sie gerne mal auf Jagd gehen?

Lindner: Mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir oder Bundesumweltministerin Steffi Lemke.

Was müssen wir Jäger denn besser machen, um z.B. bei Ihrem Koalitionspartner Bündnis 90/die Grünen mehr Gehör zu finden?

Lindner: Da bin ich kein guter Ratgeber. Auch mit meinen politischen Anliegen für niedrigere Steuern, weniger Bürokratismus, rationaler Energiepolitik oder mehr Kontrolle bei der Einwanderung nach Deutschland finde ich selbst da nicht immer genug Gehör.

Die FDP steht für Freiheit: Gerade im Süden der Republik darf Rotwild nach wie vor nicht frei wandern. Und das, obwohl mit Millionen Steuergeldern Grünbrücken gebaut werden. Zeitgleich wird dem Wolf jegliche Freiheit gewährt. Wie stehen Sie dazu?

Lindner: Wölfe sind Wildtiere, deren Bestand durch die Jägerschaft reguliert werden sollte. Es gibt rechtliche Möglichkeiten zur Einführung eines regional differenzierten Bestandsmanagements. Ich bin in großer Sorge wegen der Wolfsdichte. Bestimmte Wildarten werden in der Existenz bedroht, wenn der Wolf kommt. Ganz zu schweigen von Gefahren für Landwirtschaft oder Pferdehaltung. Beim Rotwild sehen wir unterschiedliche Vorgehensweisen im Bundesgebiet. Mehr Mut für mehr Freiraum des Rotwildes würde uns guttun.

Wie stehen Sie zu dem Entwurf für das umstrittene neue Landesjagdgesetz in Rheinland-Pfalz?

Lindner: Es handelt sich um einen Entwurf der grünen Ressortministerin. Es ist noch kein Gesetzesentwurf, den das Kabinett beschlossen und an den Landtag weitergeleitet hat. Ich bin in Kontakt mit meinen Kolleginnen und Kollegen in Rheinland-Pfalz, die sehr sensibel sind. Sie wissen, dass wir ein traditionelles Jagdrecht in Deutschland haben und was es ausmacht. Deshalb glaube ich mit Sicherheit zu wissen, dass dieser Entwurf einer grünen Ministerin nicht Gesetz wird.